2022-04-30 09:36:00 Automobile

Ausprobiert: POI Pilot – das Orakel aus der Blackbox

Carzoom.de
Fotos: Autoren-Union Mobilität/Dennis Gauert

Was ein POI ist, das wissen Nutzen von Navigationsgeräten schon seit vielen Jahren: Gemeint ist damit ein so genannter „Point of Interest“, der sowohl in Form einer Tankstelle, einer Sehenswürdigkeit oder auch einer Mautstelle auf der Karte angezeigt wird. Mit dem POI-Pilot widmet sich Pearl den wichtigsten Punkten: Unfall- und Gefahrenpunkte, Schulen, aber auch Blitzern. Täglich mehrfach aktualisiert kann so ein Gerät Schutz vor gefährlichen Situationen bieten.

Der POI Pilot Connected wird gemeinsam mit einem Mini-USB-Kabel, einem 12-Volt-Adapter für den Zigarettenanzünder, sowie einer Halterung für die Windschutzscheibe ausgeliefert. Mit dabei ist also alles notwendige Zubehör, um das Gerät gleich im Fahrzeug in Betrieb zu nehmen. Um das zu gewährleisten hat der Hersteller die SIM-Karte bereits unter dem Akkufach eingesteckt. Für die mobile Nutzung ist zudem ein 3,7-Volt-Akku mit dabei, der von Hand eingesteckt wird.

Der POI-Pilot Connected findet in einem gummierten Kunststoffgehäuse Platz, das man platzsparend verstauen oder an die mitgelieferte Windschutzscheibenhalterung mit Kugelgelenk klemmen kann. Der Saugnapf ist aus sehr weichem Gummi und mit einer adhäsiven Beschichtung versehen. So lässt sich das Gerät auch an Verkleidungsteilen im Fahrzeug sicher befestigen.

An der Seite des Gehäuses befindet sich ein Anschluss für eine 3,5-mm-Klinke (nicht mitgeliefert), um das Audiosignal zum Beispiel per Aux-in an das Soundsystem des eigenen Fahrzeugs zu übertragen. Rechts daneben lässt sich das Gerät mit einem kleinen Kippschalter ein- und ausschalten. Die kompakte und robuste Bauweise erlaubt es, den Warner auch im Handschuhfach, einer Ablage oder gar zwischen Sitz und Mittelkonsole zu platzieren.

Sobald der POI-Warner eingeschaltet wird, leuchtet der LCD-Bildschirm auf und der Akkustand wird über den Lautsprecher angesagt. Nun verbindet sich der Gefahrenwarner per SIM mit einem GPS-Satelliten um Live-Updates zu erhalten. Per Durchsage erfährt der Nutzer wie der Stand der Daten ist. Bei der ersten Inbetriebnahme wird zudem darauf hingewiesen, dass der POI Pilot Connected online registriert werden muss. Dazu ruft der Nutzer eine Website des Herstellers auf und erhält nach dem erneuten Einschalten des Gerätes einen Code auf das LCD-Display angezeigt, der auf der Website eingegeben werden muss.

Beim Datenschutz ist Pearl fein raus und fordert von seinem Nutzer weder persönliche Daten noch sonstige Informationen. Dem Gerät ist bereits eine ID zugewiesen, mit der es online registriert werden kann. Daraus gehen in der Tiefe keine genauen Nutzerdaten hervor. Lediglich bei Blitzer.de, dessen Daten der POI-Warner nutzt, findet eine Überschneidung mit Google-Diensten und weiteren Drittanbietern statt. Dass eine Rückverfolgung bis zum eigenen Gerät möglich ist, können wir nicht ausschließen. Aufgrund der simplen Funktionsweise würde diese jedoch keinen Rückschluss auf den Besitzer zulassen, wie es beispielsweise bei einem Smartphone der Fall wäre. Der POI-Pilot speichert lediglich Einstellungen.

Darüber hinaus bietet die Plattform des Herstellers die Möglichkeit zahlreiche Optionen zu konfigurieren. Der Warnzeitpunkt ist konfigurierbar und kann so an schnellere und langsamere Fahrer angepasst werden. Auch die Art der berücksichtigten POI kann verändert werden. Vom Warnen vor Gefahrenpunkten, besonders scharfen Kurven oder Kindergärten und Schulen bis zum Blitzerwarner ist jede Option theoretisch möglich.

Hierzulande bedeutet die Nutzung einer Blitzer-App oder eines Radarwarners einen Punkt in Flensburg und 75 Euro Bußgeld. Dafür muss die Bußgeldstelle allerdings auch den Beweis bringen, dass die Nutzung der Zusatzfunktion zum Zeitpunkt der Überprüfung und davor stattfand. Grundsätzlich ist die Nutzung der Blitzer-Warnfunktion auf Basis von aktuellen Daten der reichweitenstarken App „Blitzer.de“ also in Deutschland untersagt. Lediglich der Beifahrer darf eine solche Funktion während der Fahrt nutzen, solange dem Fahrer dadurch keine verwertbaren Informationen zukommen. Eine rechtliche Grauzone also, die sich schnell gegen den Beklagten richten kann.

Glücklicherweise ist das Pearl-Gerät nicht nur als Blitzerwarner zu gebrauchen. Im Test warnte uns das Gerät unter anderem vor einer Unfallstelle hinter einer Kurve, vor einer hinter Efeu versteckten Grundschule und vor besonders schlecht ausgebauten Landstraßenoberflächen. Damit ist das Gerät im täglichen Verkehrsgeschehen nützlich und hilft, die Unfallgefahr zu reduzieren. Die Zuverlässigkeit ist hier freilich schwerer zu bewerten als die bei der Ansage von Blitzern, die einwandfrei funktioniert. Doch Vorsicht: Bevor das Update nicht abgeschlossen ist und der POI-Pilot dies per Sprachansage meldet, ist die Box noch nicht einsatzbereit. In der Regel dauert dies zwischen einer und vier Minuten.

Zehn Jahre lang erhält der Besitzer kostenlose Updates und den vollen Service per bereits eingebauter SIM-Karte. Für den Preis von rund 130 Euro ein gutes Angebot, das umgerechnet Kosten von 13 Euro pro Jahr entspricht. Der Vorteil eines separaten POI-Warners liegt vor allem darin, dass man ihn auch wirklich nutzt, weil er nur eingeschaltet werden muss und dann selbst Updates herunterlädt und warnt. App-Nutzer werden sich nach gewisser Zeit nicht mehr vor jeder Fahrt die Mühe machen, eine GPS-App einzuschalten, die zudem noch schnell den Akku leer saugt.

In diesem Punkt kann der POI-Pilot überzeugen. Einmal aufgeladen erwies er uns etwa acht Fahrstunden lang seine Dienste. Dabei wurde er teils auch in kalten Nächten im Fahrzeug zurück gelassen. Die maximal versprochene Akkulaufzeit von zwölf Stunden ist also realistisch. Für den Betrieb und das Aufladen im Auto steht zudem ein 12-Volt-Adapter für den Zigarettenanzünder bereit. Je nach Nutzungsart und Größe des eigenen Fuhrparks empfiehlt es sich, die 12-Volt-Leitung direkt aus dem Bordnetz zu holen und das Gerät zum Beispiel in der Mittelkonsole fest zu installieren. Fachbetriebe helfen bei der dauerhaften Montage und Stromversorgung.

Fazit: 130 Euro sind für manchen bisherigen POI-App-Nutzer schwer zu verdauen. Doch der POI-Pilot spielt seine Vorteile in der kompakten Bauweise, der simplen Handhabung und Zuverlässigkeit aus. Als Stand-Alone-Lösung verfügt er über eine eigene flexible Stromversorgung und operiert damit nicht zu Lasten des Smartphones. Zudem ist der kleine schwarze Kasten theoretisch „legaler“ als eine Handy-App, da er mit nur einem Schalter in Betrieb genommen wird und damit während der Fahrt genau so bedient werden darf wie ein Schalter im Armaturenbrett. (aum/Dennis Gauert)

Veröffentlicht am 30.04.2022

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