2023-02-17 14:01:00 Automobile

Mobilitätsmonitor: Das Interesse an Elektroautos kommt nicht voran

Carzoom.de
Fotos: Autoren-Union Mobilität/Acatec/Vecteezy

Unter den zehn wichtigsten Hebeln für Klimaschutz sehen die Deutschen fünf im Verkehrssektror – allen voran den Ausbau des ÖPNV (71 Prozent). Das 49-Euro-Ticket wird von einer Zwei-Drittel-Mehrheit der Befragten positiv bewertet. Jeder Vierte kann sich den Kauf eines Elektrofahrzeugs vorstellen. Das sind Ergebnisse aus dem „Mobilitätsmonitor“ der Deutschen Akademie der Technikwissenschaft (acatech) mit 1006 Befragten.

Neben dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs werden die verstärkte Verlagerung des Güterverkehrs auf Schiene und Wasserwege (67 Prozent), schadstoffarme Antriebssysteme (63 %) und alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff (62 %) asl wichtige Stellschrauben für den Klimaschutz angesehen. Die Werte sind im Vergleich zu gleichlautenden Fragen in den Jahren 2019 bis 2021 gestiegen.

61 Prozent sind überzeugt, dass der technologische Fortschritt generell einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Die Pandemie hat die Mobilität der Bevölkerung vorübergehend stark verändert. Viele Menschen möchten jedoch auch künftig verstärkt das Rad nutzen (30 %), knapp jeder Fünfte den Pkw weniger.

Der Pkw ist dennoch nach wie vor mit Abstand das wichtigste Verkehrsmittel: 47 Prozent nutzen das Auto täglich, weitere 23 Prozent mehrmals in der Woche. Das Fahrrad wird von 18 Prozent täglich genutzt, von weiteren 25 Prozent mehrmals in der Woche. Das Fahrrad wird dabei von immer mehr Menschen häufig genutzt, während die Nutzung des Autos leicht rückläufig ist. Für 72 Prozent der Bevölkerung ist das Auto unverzichtbar, gefolgt vom Fahrrad (51 %) und dem ÖPNV (42 %). Dabei gibt es gravierende Unterschiede zwischen Stadt und Land.

23 Prozent der Pkw-Nutzenden sehen den öffentlichen Nahverkehr als ernsthafte Alternative für ihr Fahrzeug. In Ostdeutschland sind es mit 17 Prozent noch weniger. In Dörfern ist dieser Wert am niedrigsten mit 14 Prozent – doch auch in Großstädten sind Bus und Bahn nur für 30 Prozent eine ernsthafte Alternative. Jedoch gibt es in der Bevölkerung eine beachtliche Bereitschaft, verstärkt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, wenn die Angebote preislich und teilweise auch von der Taktung her attraktiver werden. 48 Prozent der Bevölkerung, 52 Prozent der regelmäßigen Nutzer halten den ÖPNV zurzeit für teuer. Das 49-Euro Ticket begrüßen daher 64 Prozent der Befragten.

Der Kreis, für den der Kauf eines E-Autos grundsätzlich in Betracht kommt, stagniert bei 23 Prozent. Seit 2019 schwankt der Wert zwischen 21 und 24 Prozent. Hauptvorbehalte aus Sicht der Bevölkerung sind ein hoher Anschaffungspreis (71 %), zu wenig Ladestationen (64 %), teurer Strom (62 %) sowie Zweifel an der Umweltbilanz (60 %). Dass bei E-Autos kein typisches Fahrgefühl aufkomme, sehen dagegen nur zwölf Prozent als Hindernis.

Erwatungen und Wünsche klaffen jedoch auseinander: Eine Mehrheit ist dennoch überzeugt, dass sich in den kommenden zehn Jahren der Elektroantrieb durchsetzt, aber nur 22 Prozent halten es für wünschenswert. 68 Prozent glauben, dass in zehn Jahren immer mehr Menschen von zu Hause oder unterwegs arbeiten werden – aber nur 36 Prozent wünschen es. 62 Prozent erwarten Sperrungen von Innenstädten, aber nur 26 Prozent unterstützen diese Entwicklung. Lediglich in Bezug auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Optimierung des Verkehrsflusses durch die Nutzung von Digitalisierung decken sich Erwartungen und Wünsche.

„Die Umfrage zeigt deutlich, dass sehr viele Menschen den Mobilitätswandel und einen klimaschonenden Verkehr wollen, aber alltagstaugliche Lösungen brauchen, die zu ihren persönlichen, individuell wie regional sehr unterschiedlichen Bedürfnissen passen“, kommentiert Acatech-Präsident Jan Wörner die Umfragergebnisse. Es reiche nicht, die Menschen für vorgefertigte Lösungen gewinnen zu wollen. Sie müssten gehört, gefragt und in die Gestaltung vor Ort zentral einbezogen werden. „Nachhaltige Mobilität gelingt nur, wenn alle Menschen sich als Träger der Veränderungen verstehen und engagieren.“

„Sehr viele Menschen in unserem Land setzen sich sehr eingehend mit ihren Möglichkeiten auseinander, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern“, stellt Acatech-Senatorin Renate Köcher, auch Geschäftsführerin des mit der Umfrage beauftragten Allensbach-Instituts. „Dennoch bleibt das Auto für viele Menschen unverzichtbar, vor allem in kleineren Städten und auf dem Land. Ihre Zukunftserwartungen zur Mobilität in zehn Jahren klaffen an vielen Stellen mit ihren Bedürfnissen auseinander. Darauf müssen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft Antworten finden.“ (aum)

Veröffentlicht am 17.02.2023

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