2022-02-02 15:41:00 Automobile

Pro Mobilität fordert Bekenntnis zu allen Verkehrsträgern

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Fotos: Auto-Medienportal.Net/DLR

„Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Politik zu allen Verkehrsträgern“, forderte heute Prof. Dr. Dirk Engelhardt Vizepräsident bei einer virtuellen Pressekonferenz von Pro Mobilität, der Initiative für Verkehrsinfrastruktur. Engelhardt präsentierte eine Meta-Studie mit dem Titel „Faktencheck. Güterverkehr in Deutschland“, erstellt vom Institut der Deutsche Wirtschaft (IW) in Köln unter Leitung von Thomas Puls, dem Senior Economist des IW. Alle analysierten Studien kommen zum selben Ergebnis: Der Güterverkehr auf der Straße wird weiter stark zunehmen.

Beide Experten lassen keinen Zweifel, dass die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene das Problem nicht lösen kann. Der Transportbedarf wachse so stark, dass die Bahn nur einen Bruchteil des Zuwachses übernehmen könne. Die Bahn ist stark auf der Langstrecke, transportiert aber oft Massengut wie Erze und Kohle, bei denen der Transportbedarf zurückgehen wird. Außerdem sehen die Experten viel Verbesserungsbedarf beim sogenannten Kombinierten Verkehr von Straße und Schiene. Gefordert wird eine stärkere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene und eine bessere Vernetzung der Planung und Steuerung der Transporte bei mehr Zuverlässigkeit des Schienengüterverkehrs. Heute – so Engelhardt – weiß ein Spediteur nicht, wann seine Fracht auf der Bahn das Ziel erreicht.

Ein Problem der Bahn beim Ausbau: Von der Planung bis zum Bau dauert es in Deutschland rund 20 Jahre. Pro Mobil begrüßt deswegen die Initiative der Bundesregierung zum Bürokratieabbau. Natürlich brauche man dabei die Beteiligung der Bürger, empfiehlt der Bundesregierung aber ein „europarechtkonforme Regelung“, eine Vorstellung, die Bündnis 90/Die Grünen nicht gefallen dürfte.

Während bei der Schiene ein Teil der Transportaufgaben wegbricht, wächst der Bedarf für den Güterverkehr auf der Straße zum Beispiel durch das Wachstum beim Wohnungsbau. Schon heute wird fast 50 Prozent der Tonnage im Kurzstreckenverkehr zu Baustellen geschafft und diese Entwicklung wird weitergehen. Das ergeben alle analysierten Studien übereinstimmend. Während in der Umweltpolitik über Rückbau der Infrastruktur diskutiert wird, fordert der Straßengüterverkehr einen Ausbau.

„Ein einfaches ,Weiter so‘ wird uns sicher in einen Versorgungsengpass führen“, sagt Thomas Puls voraus und weist auf ein weiteres Problem hin, dass auch den Straßengüterverkehr betrifft und womöglich einschränken wird. Es fehlen die Fachkräfte. Das Geschehen in Großbritannien sei nur ein Vorgeschmack auf das gewesen, was auf uns zukomme. Puls: „Wir fahren auf den gleichen Abgrund zu.“ Gemahnt habe man seit 2005, nun sei der Flaschenhals bald erreicht.

Am Schluss ergeben sich drei Forderungen und eine Enttäuschung. Straße und Schiene müssen nach neuen kooperativen Lösungen such, grenzüberschreitend. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden und das Berufsbild des Fahrers muss deutlich aufgebessert werden. Das sei auch eine Frage des Images, weniger des Lohn aber auch der besseren Arbeitsbedingungen.

Die Enttäuschung liegt beim Kohlendioxidausstoß des Straßengüterverkehrs. „Die entscheidende Stellgröße wird sein, dass es gelingt, den Straßengüterverkehr zu entkarbonisieren“, stellt Puls fest und verweist gemeinsam mit Engelhardt auf das Ende des Jahrzehnts. Vorher stünden die entsprechenden Techniken wie die Brennstoffzelle nicht zur Verfügung. Zur weiteren Dämpfung der Erwartungen schieben sie eine selbst ermittelte Zahl nach: Um nur den Bedarf des Güterstraßenverkehrs nach Wasserstoff aus grünem Strom zu bedienen, müssten 55.000 zusätzliche Windräder gebaut werden. Deren Stahl und Beton müsste mit Lkw zur Baustelle geschafft werden. Die Studie unter https://www.bgl-ev.de/images/downloads/media_3515_2.PDF(aum/Peter Schwerdtmann)

Veröffentlicht am 02.02.2022

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