2024-01-30 14:11:00 Automobile

VDA fordert: Die Politik muss sich aus Dauer-Krisen-Modus befreien

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Fotos: Autoren-Union Mobilität

In der Jahrespressekonferenz des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) verzichtete dessen Präsidentin Hildegard Müller auf die sonst übliche diplomatische Wortwahl und sprach Klartext: "Wir müssen Zuversicht durch strategische Weitsicht erzeugen. Das Prinzip Krise und die damit verbundene Dauerselbstbeschäftigung müssen enden. Es braucht jetzt Reformen statt Regulierung – und weniger Mikromanagement."

Durch den Dauer-Krisenmodus der letzten Jahre bewege die Politik sich zu sehr in defensiven und reagierenden Verhalten – und offenbart damit zwei eklatante Mängel, meint Müller. „Die Ampel schafft es nicht, selbstbestimmte und vorausschauende Handlungsfähigkeit zu entwickeln. Noch weniger schafft sie es, den Eindruck zu vermitteln, eine Strategie und ein klares Zielbild zu haben. Überregulierung und Bürokratie lähmen Wachstum und Innovationskraft. Das führt zu einem zunehmenden Vertrauensverlust – bei Industrie und Bevölkerung.“

Müllers Analyse: Agieren statt reagieren. „Mut zu Reformen – hin zu einer Strategie, die Orientierung gibt und die Kernaufgaben wieder in den Mittelpunkt stellt.“ Dazu gehöre vor allem – so Müller –, den Standort wieder international wettbewerbsfähig aufzustellen, Handels- und Rohstoffabkommen sowie Energiepartnerschaften abzuschließen, die Entbürokratisierung voranzutreiben und durch Technologieoffenheit Innovationskraft zu erzeugen.

Müller selbstbewusst: „Ich will, dass dieses Land wieder zum Motor Europas wird, dass wir die Innovationen und Technologien entwickeln und exportieren, die weltweit klimaneutrales Wachstum ermöglichen. Das Problem: Das, was dafür von zentraler Bedeutung ist, ist zu unserer größten Schwachstelle geworden. Ein wettbewerbsfähiger, attraktiver, weltweit begehrter Standort ist die Grundlage für Wachstum und Wohlstand.“

Deswegen fordert die VDA-POräsidentin einen Paradigmenwechsel: „Wir brauchen eine moderne Mischung aus marktorientierter Wirtschaftspolitik und gestaltender Industriepolitik – gerade mit Blick auf internationale Entwicklungen. Gleichzeitig gilt: Symptombekämpfung statt langfristiger strategischer Behebung der Ursachen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit ist keine langfristige Transformationsstrategie.“

Müller erklärt weiter: „Die deutschen Autokonzerne wie auch der automobile Mittelstand stehen für Pioniergeist, Qualität, herausragende Marken und jahrzehntelange Erfahrungen und Erfolge. Wir werden alles dafür tun, damit das so bleibt und tätigen dazu immense Investitionen. Von 2024 bis 2028 werden die Hersteller und Zulieferer der deutschen Automobilindustrie weltweit rund 280 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung investieren.


VDA-Chefvolkswirt Dr. Manuel Kallweit gab im Rahmen der Pressekonferenz die wichtigsten Prognosen des VDA für das Jahr 2024 bekannt. Der VDA rechnet für den deutschen Markt rechnen wir 2024 mit einem Rückgang von einem Prozent auf 2,8 Mio. Einheiten. Das ist etwa ein Viertel weniger als im Vorkrisenjahr 2019. Dabei gehen wir von einem niedrigeren Absatz von Elektro-Pkw aus (Minus neun Prozent auf 635.000 Einheiten). Während der Absatz von Plug-In-Hybriden (PHEV) um fünf Prozent auf 185.000 Einheiten steigen dürfte, geht der Verband bei den rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) von einem Rückgang von 14 Prozent auf 451.000 Einheiten aus.

Die Märkte in Europa (U27, EFTA & UK; + 4 Prozent) und den USA (+ 2 Prozent) dürften 2024 aufgrund des schwachen Vorjahresniveaus etwas stärker wachsen als der chinesische Markt (+ 1 Prozent). Für den globalen Pkw-Markt erwarten wir einen moderaten Anstieg um zwei Prozent. Damit wäre das Niveau des Jahres 2019 fast wieder erreicht.

Bei der Pkw-Inlandsproduktion erwartet der VDA für dieses Jahr eine Seitwärtsbewegung (± 0 Prozent; 4,1 Mio. Einheiten). Grund ist unter anderem die gesamtwirtschaftliche Schwäche. Eine erfreuliche Entwicklung erwartet der VDA bei der inländischen Produktion von Elektro-Pkw. Diese dürfte 2024 weiter steigen. Der Verband erwarten ein deutliches Plus in Höhe von 19 Prozent (BEV: + 25 Prozent, PHEV: ± 0 Prozent). Die Auslandsproduktion deutscher Konzernmarken dürfte mit der Fertigung von 10,6 Mio. Pkw um vier Prozent zulegen.

Bezüglich des Exports erwartet der VDA für 2024 einen leichten Anstieg um ein Prozent auf gut 3,1 Mio. Einheiten. Das entspricht einer Exportquote von 76 Prozent. Bei den schweren Nutzfahrzeugen gehen wir für Europa (U27, EFTA & UK) von einem Rückgang von zehn Prozent aus, für die USA von fünf Prozent. In China erwarten wir ein Wachstum von acht Prozent. (aum)

Veröffentlicht am 30.01.2024

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