2022-05-11 10:46:00 Automobile

Neue Sicherheitsnorm für Motorradhelme

Carzoom.de
Fotos: Autoren-Union Mobilität/Goslar Institut

Seit 1976 gibt es in Deutschland die Helmpflicht für Motorradfahrer. Experten gehen davon aus, dass der Kopfschutz die Gefahr bei einem Unfall ums Leben zu kommen um etwa 40 Prozent reduziert, das Risiko eines Schädel-Hirn-Trauma sinkt um rund 70 Prozent. Deshalb schreibt der Gesetzgeber Motorradfahrern auch das Tragen eines „geeigneten Helms“ vor. Angesichts der Helmpflicht und der hohen Schutzwirkung verwundere es aber, Fahren ohne Helm auf dem Motorrad oder Roller lediglich mit einem Bußgeld von 15 Euro geahndet wird, wie das Goslar Institut für verbrauchergerechtes Versichern der HUK-Coburg betont.

Doch was ist ein geeigneter Helm? Seit 20 Jahren ist die Sicherheitsnorm ECE 22.05 (oder auch als ECE-R 22.05 bezeichnet) der vorgeschriebene Standard. Ein entsprechendes Prüfzeichen muss auf dem Produkt angebracht sein. Prüfkriterien sind unter anderem die Stoßdämpfung an verschiedenen Stellen und die Haltbarkeit der Außenschale sowie die Belastbarkeit des Kinnriemens und des Verschlusses. Zudem muss bei Integralhelmen das Visier eine bestimmte Sichtfeldgröße haben.

Zum Juni tritt nun eine strengere Sicherheitsnorm in Kraft, die ECE(-R) 22.06. Sie erweitert den Prüfumfang nach Angaben von TÜV Rheinland um fast ein Drittel erweitert, wie der TÜV Rheinland erläutert. Vor allem der Aufpralltest wird verschärft. Es gibt künftig verschiedenn Varianten und drei verschiedene Fallgeschwindigkeiten. Bisher waren außerdem fünf genau festgelegte Prüfpunkte am Helm vorgesehen, so dass die Hersteller dort gezielt die Belastbarkeit erhöhen konnten. Ab Juni können die Prüfer diese Punkte flexibler selbst auswählen.

Die neue Norm sieht ferner für Motorradhelme einen sogenannten Rotationstest vor, bei dem die Drehung des Kopfes bei einem möglichen Aufprall simuliert wird. Außerdem hat das Visier neuerdings dem Beschuss mit einer Stahlkugel mit 60 Meter pro Sekunde standzuhalten – das entspricht einer Geschwindigkeit von umgerechnet 216 km/h. Darüber hinaus sieht ECE-R 22.06 zusätzliche Checks des Kinnriemens, des Helmverschlusses und verschiedene Abstreiftests vor.

Eine weitere wichtige Neuerung der neuen Norm beinhaltet Tests der Materialien des Helms bei Temperaturen zwischen minus 10 bis plus 50 Grad Celsius. Solch extreme Prüfungen sollen Aufschluss darüber geben, wie die verschiedenen Materialien unterschiedlich auf Umwelteinflüsse reagieren. Die alte Norm schrieb sogar Tests bei minus 20 Grad Celsius vor, doch die werden nun nicht mehr als erforderlich angesehen. Das eröffnet Herstellern neue Möglichkeiten bei der Materialwahl.

Beim Wechsel von alter zu neuer Norm gibt es Übergangsfristen. Selbstverständlich können nach ECE-R 22.05 geprüfte Helme weiterhin getragen und auch gekauft werden. ECE-R 22.06 greift zunächst nur für ab nächsten Monat neu entwickelte Helmmodelle. Ein Jahr später ist dann die Herstellung von Produkten nach der alten Sicherheistnorm verboten. Ab Jahresanfang 2024 dürfen solche Motorradhelme dann auch nicht mehr verkauft werden.

ECE steht übrigens für „Economic Commission for Europe“, der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa. (aum)

Veröffentlicht am 11.05.2022

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