2020-10-21 01:06:00 Automobile

Unterwegs mit dem Range Rover Evoque P300e: Das Herz von England

Corona trägt die Schuld. Weil die Pandemie der einzelnen Vorstellung neuer Fahrzeuge in diesem Jahr Modell für Modell in die Quere kam, versuchte sich Jaguar Land Rover an einem einzigen Aufwasch. Eine Handvoll deutscher Journalisten durfte an zwei Tagen Mitte Oktober gleich mehrere Land und Range Rover des neuen Modelljahres in einem Rutsch ausprobieren und dabei gleichzeitig auf knapp 600 Kilometern einige von Englands schönsten Seiten erleben, unter anderem die Midlands mit dem Range Rover Evoque PHEV.

Der Versuch gelang, denn nicht nur die Autos machten samt und sonders eine gute Figur. Die Region, in der die Probefahrten überwiegend stattfanden, nämlich England zwischen der Universitätsstadt Oxford und dem winzigen Nest Gaydon im Norden, aber nicht weniger. In Gaydon liegen das British Motor Museum und das Entwicklungszentrum von Jaguar Land Rover mit einem riesigen Testgelände. Weiter westlich befindet sich Stratford Upon Avon, Heimat von William Shakespeare und deshalb Wallfahrtsort aller Anhänger des hier 1564 geborenen Dramatikers. Noch eineinhalb Autostunden weiter warten die Cotswolds mit ihren urigen Dörfern auf Touristen.

Hier macht Auto fahren – insbesondere auf den kurvenreichen Landsträßchen – viel Spaß. Wenn – wie im Evoque P300e Plug-in Hybrid – zwei Motoren zusammenarbeiten, noch mehr. Da müssen sich Fahrerin oder Fahrer auf überwältigende Kraftentwicklung gefasst machen. Dafür stehen ein 200 PS (147 kW) starker 1,5 Liter Dreizylinder-Benzinmotor und ein in die Hinterachse integrierter Elektromotor mit 109 PS (80 kW) bereit. 6,4 Sekunden für die Zeit von 0 auf 100 km/h und ein maximales Drehmoment von 540 Newtonmetern sind nicht von schlechten Eltern, selbst für einen mehr als zwei Tonnen wiegenden Berg aus Eisen. Auch die laut Papierform gerade einmal 44 Gramm CO2 pro Kilometer und der kombinierte Normverbrauch von zwei Litern Sprit auf 100 Kilometer können sich sehen lassen. Die rein elektrische Reichweite beträgt bis zu 55 Kilometern und ermöglicht dank Gleichstrom-Schnell-Ladesystem sehr kurze Ladezeiten.

Doch bevor es auf die Straße geht, zunächst ein Blick auf das Design. Schließlich ist auch beim Auto wie im richtigen Leben der erste Eindruck ausschlaggebend. Die gemäßigt flach nach hinten abfallende Dachpartie und die gleichzeitig ihr entgegen gerichtete Gürtellinie verleihen dem Evoque bereits im Stand ein gehöriges Maß an Dynamik. Auffallend große Räder, eine stark geneigte Frontscheibe sowie ein freundliche, aber nichtsdestotrotz selbstbewusste Frontpartie stehen für Kraft gepaart mit einer gehörigen Portion Eleganz. Dieses Auto müsste sich überall wohl fühlen, auf der Autobahn, auf Landstraßen, im Stadtverkehr und nicht zuletzt abseits festen Untergrunds.

Dieser Eindruck setzt sich im Innenraum fort: bequeme Sitze mit ausgezeichnetem Seitenhalt und guter Oberschenkelauflage, ein Luxus versprechendes Ambiente und ergonomisch vernünftig angebrachte Schalter und Knöpfe machen es am rechts befindlichen Lenkrad einfach, sich mit dem britischen Linksverkehr abzufinden. Auch wenn Menschen vom Festland-Kontinent her spätestens seit ihrer Fahrprüfung das Gegenteil verinnerlicht haben. Nur die ziemlich breit geratene Mittelkonsole macht das Anlegen des Sicherheitsgurts mit der linken Hand zur Fummelei.

Der Überblick von der rechten, also in diesem Fall der Fahrerseite aus, ist besonders für ein Linksverkehr-Greenhorn wichtig und lässt beim Evoque keine Wünsche offen. Sicheres Zeichen dafür: Feindberührungen etwa mit dem Bordstein am linken Straßenrand blieben aus. Dafür sorgte das bei einem für England zu dieser Jahreszeit völlig untypisch gute Wetter bei der Reise Richtung Cotswolds Meile für Meile für wachsendes Vergnügen.

Alles, was bei Kontinental-Europäern das Vorurteil „typisch englisch“ prägt, ist hier zu finden: saftig grüne Hügel, auf denen Schafsherden grasen, beeindruckende Gartenanlagen, alte Schlösser, imposante Herrenhäuser und verträumte Dörfchen mit urigen Pubs. Begrenzt werden die Cotswolds unter anderem vom Themsetal und dem Fluss Avon. Nicht ohne Grund werden sie mit ihren historischen Städten und Dörfern oft als das Herz von England bezeichnet. Hier zu Lande erlangten die Cotswolds durch die historische Fernsehserie „Downton Abbey“ mit ihrer aufregenden Mischung aus Aristokratie und atemberaubenden Schauplätzen internationale Bekanntheit.

Zurück zum Auto. Hier stehen drei verschiedenen Fahrmodi zur Wahl. Der Hybrid-Modus als Standardeinstellung sorgt für die bestmögliche Kombination aus Benzin- und Elektroantrieb für die jeweilige Situation. Beim EV-Modus (Electric Vehicle) tritt der Elektromotor alleine in Aktion und gewährleistet geräuscharmes und abgasemissionsfreies Reisen, zum Beispiel in der Stadt. Im Save-Modus schließlich dient der Benzinmotor als Hauptantriebsquelle und hält den Batterieladestand automatisch auf dem gewählten Niveau.

Kaum Wünsche offen lassen zudem die zahlreichen Assistenzsysteme. Neu ist zum Beispiel ein Überwachungssystem für rückwärtigen Verkehr inklusive automatischer Notbremsfunktion. Es hält mithilfe von Radar konstant den Bereich hinter dem Fahrtzeug im Auge und bereitet das Fahrzeug im Notfall blitzschnell auf eine Kollision vor. Ein gleichfalls neues 3-D-Surround-Kamerasystem verschafft Fahrer bzw. Fahrerin bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h einen kompletten und realistischen Überblick, was rund um den Evoque vorgeht. Das erleichtert das Manövrieren ebenso wie das Durchqueren schwieriger Passagen.

Diese neuen Module erweitern die Fähigkeiten des Evoque nochmals, Fahrzeuge und Passagiere vor Gefahren zu schützen. Schon bislang stellt der Brite Assistenten wie „Clear Sight Ground View“ und den Innenrückspiegel mit „Clear Sight Smart View“-Technologie bereit. Während das erste System dank ausgeklügelter Kameratechnik Vorderwagen und Motorhaube praktisch durchsichtig macht, ermöglicht die zweite Innovation auf Knopfdruck den Wechsel zwischen konventionellem Innenspiegel und dem Bild einer am Dach angebrachten, nach hinten gerichteten Kamera.

Neu ist, dass die Nutzer die Qualität der Innenraumluft über den Touchscreen überwachen und steuern können. Dabei wird ein neues Filtersystem für die Innenraumluft aktiviert, das beispielsweise den Feinstaub vom Fahrzeuginnern fernhält. Das Filtersystem arbeitet parallel zur Ionisierung der Innenraumluft und entfernt neben Feinstaub auch Allergene, Pollen und sogar Gerüche. Selbst Ultrafeinstaubpartikel haben keine Chance, ins Evoque-Interieur zu gelangen.

Nur gegen Corona oder Covid 19 ist selbst das beste Filtersystem machtlos. Doch irgendwie müssen die Organisatoren der Jaguar-Land-Rover-Veranstaltung in den britischen Midlands in dieser Beziehung einen besonderen Sinn gehabt haben. Stand diese Gegend bis zum Ende des Events noch nicht auf der Liste der Risikogebiete des Robert-Koch-Instituts, so wurde sie dort die einen Tag nach Rückkehr der Journalisten in Deutschland eingetragen. (ampnet/hrr)

Daten Range Rover Evoque P 300e

Länge x Breite x Höhe (m): 4,37 x 2,10 x 1,65
Radstand (m): 2,68
Motor: 3-Zyl. 1498 ccm
Leistung: 147 kW / 200 PS
Max. Drehmoment: 540 Nm bei 2000–2500 U/min
Elektromotor: Permanentmagnet-Synchronmotor, 80 kW / 109 PS
Systemleistung: 227 kW / 309 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 213 km/h
Elektronische Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 6,4 sec
Elektrische Reichweite (WLTP kombiniert): 55 km
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 2,1 l
CO2-Emissionen ab: 44 g/km (Euro 6d)
Luftwiderstandsbeiwert: 0,34
Leergewicht / Zuladung: min. 2157 kg / max. 273 kg
Böschungswinkel vorn / hinten (Grad): 25,0 / 30,6
Rampenwinkel (Grad): 19,5
Wattiefe (mm): 530
Bodenfreiheit (mm): 212
Kofferraumvolumen: 591–1156 Liter
Max. Anhängelast: 1600 kg
Reifengrößen: 235/60 R 18, 235/50 R 20
Basispreis: 54.563Euro

Veröffentlicht am 21.10.2020

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