Wie ist es um die Ladeinfrastruktur bestellt?
Warum wird das öffentliche Ladenetz dennoch so unterschiedlich bewertet? Entscheidend sind individuelle Bedingungen am Wohn- oder Arbeitsort sowie Erfahrungen entlang von Reiserouten, betont die Stuttgarter Prüf- und Sachverständigenorganisation. Denn öffentliche Ladepunkte sind in Deutschland ungleichmäßig verteilt. Hoch ist die Abdeckung eher im Süden und Norden der Republik, geringer im Osten. Der Westen liegt im Mittelfeld. Verglichen wird dabei die relative Dichte unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl.
Unterschiede gibt es aber auch zwischen Ballungsräumen und ländlichem Raum. Das wird sogar in einzelnen Landkreisen deutlich. Ein Beispiel ist Groß-Gerau in Hessen. Der Kreis ist mit rund 412 Ladepunkten je 100.000 Einwohnern einer der Spitzenreiter in der Republik. Besonders dicht ist die Ladeinfrastruktur in der Opel-Stadt Rüsselsheim, der größten Kommune dort. Wenige Kilometer weiter finden sich Orte mit ganzen Stadtteilen ohne öffentliche Ladestationen, nennt die GTÜ ein Beispiel.
Immer wieder werden neben hohen Strompreisen eine zu geringe Zahl von Ladepunkten an Autobahnraststätten und über längere Zeit defekte Ladesäulen als Kritik an der Ladeinfrastruktur genannt. Das sind wichtige Impulse für Ladeinfrastrukturbetreiber und Politik. Gerade hat im Juni eine Studie zur Akzeptanz von E-Autos in Deutschland, Österreich, Australien und den USA unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Psychologie (ZPID) und der Universität Hohenheim gezeigt, dass negative Botschaften, Mythen und Fehlinformationen rund um E-Autos und ihren Betrieb besonders stark verbreitet werden.
Vor allem beim spontanen Laden unterwegs an Fernstraßen fallen teils erhebliche Kosten an. Das betonte Ende Juli 2025 der ADAC nach einer Stichprobe von Ladepunkten an deutschen Autobahnen. Für Kunden mit Ladestromverträgen kann der Unterschied beim Ad-hoc-Laden über 60 Prozent teurer sein als an Säulen des eigenen Vertragspartners. Der Automobilclub plädiert für mehr Transparenz und fordert unter anderem die Einrichtung einer Markttransparenzstelle für Ad-hoc-Ladepreise beim Bundeskartellamt. Grundsätzlich gibt es aber günstige Ladestromverträge mit weniger als 50 Cent je Kilowattstunde auch für Gleichstrom-Ladepunkte (DC), wenn man ausschließlich Säulen des Vertragspartners nutzt. Hinzu kommt normalerweise eine monatliche Grundgebühr.
Am einfachsten haben es Kunden mit Ladevertrag, deren E-Auto mit modernen Säulen ihres Anbieters kommuniziert: Einfach das Ladekabel am Fahrzeug anschließen, schon fließt der Strom. Andernfalls braucht es eine App, um den Zugang zur Ladesäule freizuschalten. Die Identifikation geschieht über den Scan eines QR-Codes oder die Auswahl eines an der Säule angegebenen Codes aus Buchstaben und Ziffern. Zum Problem können abgerissene oder überklebte Etiketten am Gerät und eine schlechte Mobilfunkverbindung werden. Oft ist aber auch das direkte Bezahlen per Karte über ein Lesegerät oder eine kontaktlose Schnittstelle möglich. Seit 2024 müssen das alle neu in Deutschland installierten Schnellladepunkte ab 50 kW Leistung anbieten. (aum)
Veröffentlicht am 06.08.2025
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