Fahrbericht: Sportliche Doppelspitze beim VW Golf
Beide sind höher angesiedelt als der reguläre GTI, der immerhin auch 265 PS (195 kW) leistet. Sowohl GTI Clubsport als auch Golf R sind aber mit einer höheren Evolutionsstufe des EA-888-Motors ausgerüstet; Software sorgt dafür, dass die Leistung im GTI Clubsport bei 300 PS (221 kW) und beim Golf R bei 333 PS (245 kW) liegt. In beiden Varianten ist der Turbolader „vorgespannt“, um sofort Ladedruck aufzubauen.
Die Getriebesoftware der Sieben-Gang-Doppelkupplungs-Automatik ist spezifisch: Beim Gold R lässt sich per Zug die niedrigstmögliche Gangstufe direkt anwählen. Und er ist mit einem variablen Allradantrieb mit Momentenverteilung an der Hinterachse ausgerüstet, während der GTI Clubsport – und dies ist der gravierendste Unterschied – nur über Frontantrieb verfügt, mit Momentenverteilung per elektronischer Quersperre.
Optisch lassen sich beide Modelle gut differenzieren: Die Frontschürzen sind eigenständig ausgelegt, der Clubsport hat eine spezifische Beklebung und zeigt zwei Endrohre, der R hat vier. Bei beiden Typen lässt sich eine nicht ganz billige Akrapovic-Titan-Anlage hinzubestellen, die sich durch einen bassigeren Klang auszeichnet. Kurioses Detail: Den GTI Clubsport gibt es in zehn attraktiven Farben, das Farbprogramm des Golf R beschränkt sich auf ganze drei Farbtöne.
Beide Modelle profitieren von den Verbesserungen, die auch den normalen Golf-Varianten und dem regulären GTI zuteil geworden sind: Im Detail verfeinert, leichter zu bedienen, inzwischen funktioniert auch die Elektronik zuverlässig. Den Golf R gibt es übrigen auch als Variant.
Die Charaktere beider Modelle sind durchaus verschieden. Der Golf R bringt seine Kraft souverän auf die Straße, der Spurt von 0 auf 100 km/h dauert nur 4,6 Sekunden, die Abregelschwelle lässt sich von 250 km/h auf 270 km/h anheben. Das Einlenkverhalten ist ungewöhnlich agil, der Golf R bleibt lange neutral, ein spezielles Drift-Programm erlaubt herzhaftes Querfahren. Untermalt wird das ganze von einem ungewöhnlich scharfen Sound (den die EU übrigens in den nächsten Jahren wegregulieren will).
Der GTI Clubsport, obwohl Fronttriebler, wirkt noch agiler als der Golf R, lässt sich in schnellen Kurven perfekt positionieren, ist eigentlich das noch sportlichere Auto – nicht zuletzt wegen 90 Kilogramm Mindergewicht. Der Standardspurt dauert hier zwar 5,6 Sekunden, mehr Traktion geht nicht, aber die Spitze liegt mit abgeregelten 250 km/h oder völlig offenen 267 km/h auf nahezu gleichem Niveau wie beim R.
Die Instrumentierung lässt sich relativ frei konfigurieren, warum jedoch ausgerechnet der Drehzahlmesser – im Gegensatz zu einer Vielzahl nachrangiger Informationen – nicht in allen Darstellungsmodi angezeigt werden kann, bleibt das Geheimnis der Wolfsburger Programmierer.
Preislich ist die Hierarchie unmissverständlich: Der bissige GTI Clubsport kostet ab 49.225 Euro, das sind 3600 Euro mehr als der reguläre GTI; der Golf R beginnt als technikgeladenes Spitzenmodell bei 54.945 Euro. Ein wichtiges Merkmal, und das wäre unser dringender Wunsch an die sportliche Abteilung Volkswagen R, können alle drei Modelle aktuell nicht bieten: Ein manuelles Sechs-Gang-Getriebe, das der Baukasten eigentlich hergeben müsste – denn es war bis zum Facelift noch beim regulären GTI und in den USA auch im Golf R erhältlich. Bei aller Perfektion der Doppelkupplungs-Automatik: Mit klassischer Handschaltung würde der Spaßfaktor nochmals spürbar steigen. (aum)
Veröffentlicht am 16.10.2024
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