2023-04-05 14:36:00 Automobile

Ratgeber: Den Oldtimer aus dem Winterschlaf holen

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Fotos: Autoren-Union Mobilität/Opel

Der Frühling ist auch der Beginn der Oldtimersaison. Vor der ersten Ausfahrt mit dem automobilen Kulturgut sollte aber eine Bestandsaufnahme des Fahrzeugs stehen, empfiehlt der Automobilclub von Deutschland. Denn die lange Standzeit während der Wintermonate kann ihre Spuren hinterlassen haben. Zeigt die Karosserie Schadstellen? Wie sehen die Bremsen aus? Gibt es Undichtigkeiten? Sind Leitungen und Schläuche okay? Was machen die Batterie und die Reifen?

Nach der ersten optischen Begutachtung beginnt die Prüfung von Motoröl und Bremsflüssigkeit? Bei Automatikfahrzeugen ist zudem die Kontrolle des Getriebeöls ratsam. Bei dunkler Verfärbung oder starkem Geruch sollte die entsprechende Flüssigkeit sicherheitshalber erneuert werden. Hat der Old- oder Youngtimer über ein halbes Jahr gestanden, empfiehlt sich ohnehin ein Wechsel der Betriebsstoffe, weil sich Kondenswasser gebildet haben kann. Beim Ölwechsel sollte auch gleich der Ölfilter ausgetauscht werden.

Die Wahl des richtigen Öls hängt vor allem vom Alter des Fahrzeugs ab. Vor 1960 enthielten Motoröle kaum nennenswerte Reinigungsstoffe, erst ab Beginn der 1970er-Jahre wurden entsprechende Substanzen zugemischt, allerdings in deutlich geringerem Umfang als heute. Hat das Auto einen älteren, nicht aufgearbeiteten Motor, sind deshalb oft Ablagerungen vorhanden, die von modernen Ölen mit hoher Reinigungswirkung abgelöst werden. Gelangen diese Partikel dann in den Schmierfilm, besteht die Gefahr eines Motorschadens. Aber auch ältere Motoren, die keine Ablagerungen aufweisen, sollten nicht mit modernen, sehr dünnflüssigen Mehrbereichsölen arbeiten müssen, warnt der AvD. Weil die mechanischen Teile in der Regel deutlich größere Toleranzen aufweisen, kann es auch in diesen Fällen zu einem Schmierfilmabriss kommen. Einbereichsöle sind für klassische Automobile daher die bessere Wahl.

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Bremsflüssigkeit, da sie wasseranziehend ist. Ist der Feuchtigkeitsanteil zu hoch, kann die Wirkung deutlich nachlassen. Wer zur Kontrolle nicht extra in eine Werkstatt fahren will, findet im Internet eine geeignete Prüfspindel. Ist während der Winterpause Bremsflüssigkeit verlorengegangen, ist das gesamte Bremssystem einschließlich aller Leitungen auf Undichtigkeiten zu untersuchen. Bremssättel und Beläge sollten so oder so zum Saisonstart zumindest einer Sichtkontrolle unterzogen werden.

Weiter geht es mit der Kontrolle des Kühlwassers. Beim Nachfüllen ist darauf zu achten, dass der Ausgleichsbehälter nur bis zur entsprechenden Markierung oder wenn die fehlt, allenfalls bis zur Hälfte gefüllt wird, da der Behälter im Fahrbetrieb unter Druck gesetzt wird und ein zu hoher Füllstand zu Schäden führen kann.

Die Servolenkung ist bei etlichen Young- und einigen Oldtimermodellen ein gängiges Ausstattungsmerkmal. Auch hier sollten die Hydraulikflüssigkeit und vor allem die Servopumpe vor der ersten Ausfahrt in Augenschein genommen werden. Bei den meisten älteren Fahrzeugen mit dezentraler Schmierung sind die vorhandenen Schmiernippel, etwa an Antriebswelle, Gelenken oder Lagern, mit Fett zu versorgen. Dabei sollte unbedingt den Schmierplänen des Herstellers gefolgt werden. Auch die Schlösser und Scharniere sowie die Laufschienen von Schiebedächern freuen sich nach der langen Standzeit über einen Tropfen Öl oder etwas Fett.

Dann steht die Kontrolle der Zündkerzen an. Zeigen sie Anzeichen von Verkokung oder Rost? Verrußte Kontakte lassen sich vorsichtig mit einer feinen Drahtbürste reinigen, während Fühllehren bei der Überprüfung des Diodenabstands helfen. Auch die Ummantelungen und die Befestigungen von Kabeln und Kabelbaum sollten bei der Gelegenheit genauer in Augenschein genommen erden. Sind Defekte erkennbar, empfiehlt der AvD, mit dem Austausch eine Fachwerkstatt zu beauftragen. Einstellungsarbeiten an Motorlauf, Vergaser und Zündung sollten sich nur sehr versierte Schrauber zutrauen.

Der Beleuchtung ist gerade bei Oldtimern erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen, denn die Lichtsysteme vergangenen Jahre sind ohnehin mit modernen Scheinwerfern und Rückstrahlern nicht zu vergleichen und arbeiten deutlich schlechter. Der AvD empfiehlt vor jeder Ausfahrt, die Lichtanlage auf ihre Funktionstüchtigkeit zu prüfen. Scheinwerfergläser sind auf jeden auf Sprünge und blinde Stellen zu untersuchen. Auch die Halterungen und Dichtungen des Scheinwerferkörpers gehören zum Check. Des Weiteren sollten auch Heizung und Lüftung einwandfrei funktionieren.

Ein zentraler Punkt des Oldtimer-Checks zum Saisonstart ist die Bereifung. Sind Beschädigungen zu sehen und ist der Luftdruck okay? Wegen der meist geringen Laufleistung geht es beim Reifenzustand häufig weniger um ausreichend Profil, sondern um das Alter. Wenn das Gummi aushärtet, büßt er an Elastizität und damit Haftkraft ein, was speziell bei feuchter Fahrbahn zu spürbarem Traktionsverlust und längeren Bremswegen führen. Spätestens alle sieben Jahre sollten die Pneus grundsätzlich gewechselt werden. Bei zu geringem Reifendruck während längerer Standzeit kann es zum so genannten Standplatten kommen. Ob ein Austausch erforderlich ist, klärt sich bei einer Probefahrt, für die zunächst der Reifenluftdruck auf den Maximalwert gebracht werden sollte. Bleibt auch nach einigen Kilometern das holprige Fahrgefühl erhalten, sind neue Pneus fällig.

Der Kauf neuer Reifen kann wegen heute unüblicher Dimensionen zur Herausforderung werden. Es gibt jedoch Hersteller, die Sonderserien mit neuer Konstruktion, aber klassischer Optik in entsprechenden Größen auflegen. Diese Pneus sind allerdings zumeist teurer als moderne Standardreifen. Ist der Klassiker mit Weißwandreifen ausgestattet, helfen bei der Reinigung nicht zu grobe Topfreinigungskissen, Neutralseife oder eine Reinigungsmilch fürs Baden. Bei hartnäckigem Schmutz kann vorsichtig nasses Schleifpapier mit 180er Körnung verwendet werden.

Sind alle Arbeiten erledigt, folgt die Probefahrt. Die hilft nicht nur versteckte Mängel zu entdecken, sondern auch sich wieder an die Fahreigenschaften des Oldtimers zu gewöhnen. Wichtiger Punkt: Den Geradeauslauf testen. Läuft das Auto aus der Spur und erfordert permanente Lenkkorrekturen, sollte ein Fachmann das Fahrwerk überprüfen. Das gilt ebenso bei verzögerten Reaktionen auf Lenkbewegungen. Bremst das Fahrzeug ungleichmäßig und bewegt sich aus der Spur, sind Arbeiten an den Bremsen erforderlich. In diesem Zusammenhang auch die Handbremse nicht vergessen, denn durch Temperaturschwankungen während der Standzeiten kann sich der metallene Bremszug längen. Das Nachstellen des Hebelwegs oder der Austausch des Zugs schafft Abhilfe. (aum)

Veröffentlicht am 05.04.2023

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2024-03-09 11:11:00 Automobile

Ratgeber: Den Oldtimer aus dem Winterschlaf holen

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Fotos: Autoren-Union Mobilität/MAC/Markus Müller

Mit dem Frühjahr beginnt auch wieder die Oldtimersaison. Damit die erste Ausfahrt nach der oft langen Standzeit nicht getrübt wird, sollte das Fahrzeug vor dem Start gründlich gecheckt werden, rät der in der Szene etablierte Automobilclub von Deutschland. Das fängt mit einer einfachen Sichtprüfung an.

Was machen die Bremsen? Finden sich Undichtigkeiten an Leitungen und Schläuchen? Hat die Batterie noch ausreichend Spannung? Hat die feuchte Witterung der vergangenen Monate Spuren an der Karosserie hinterlassen? Wie sieht es mit den Reifen aus? Der AvD rät zu einer schriftlichen Auflistung aller zu prüfenden Punkte, um den Überblick zu behalten. Auch ist es ratsam die anstehenden Arbeiten zu priorisieren: Die für den Betrieb und die Fahrsicherheit unerlässlichen Mängel haben Vorrang. Alles, was allein der Verbesserung von Optik und Komfort dient, ist erst einmal zweitrangig.

Nach der ersten Inaugenscheinnahme sollte zu Beginn die Kontrolle von Füll- und Zustand der Betriebsflüssigkeiten und Schmierstoffe stehen – bei Automatikfahrzeugen ergänzt um die Prüfung des Getriebeöls. Zeigt sich eine dunkle Verfärbung oder ist ein starker Geruch wahrzunehmen, sollte vorsichtshalber das Betriebsmittel erneuert werden. Die Technik dankt das mittelfristig mit vermindertem Verschleiß und verbesserter Zuverlässigkeit während der Saison.

Das richtige Motoröl

Stand der Old- oder Youngtimer länger als ein halbes Jahr still, rät der AvD auf jeden Fall zu einem Ölwechsel, weil das Öl durch Kondenswasser und durch abgelöste Partikel verunreinigt sein kann. Bei dieser Gelegenheit wird auch gleich der Ölfilter getauscht. Die Wahl des richtigen Öls ist vom Alter des Klassikers abhängig. Vor 1960 enthielten Motoröle kaum nennenswerte Reinigungsstoffe und verfügten weder über Dispergier- noch über Detergiervermögen. Zehn Jahre später, also ab 1970, wurden bereits entsprechende Substanzen zugemischt, allerdings in deutlich geringerem Maße als heute. Verfügt das eigene Fahrzeug über einen älteren, nicht aufgearbeiteten Motor, weist dieser zumeist Ablagerungen auf, die moderne Öle mit ihrer hohen Reinigungswirkung ablösen würden. Gelangen diese Partikel dann in den Schmierfilm, droht ein baldiger Motorschaden.

Auch für ältere Motoren, die frei sind von Ablagerungen sind, sollten keine mit modernen, sehr dünnflüssigen Mehrbereichsöle verwendet werden. Da ihre mechanischen Teile zumeist deutlich größere Toleranzen aufweisen als ein moderner Motor, kann es dann zu einem Schmierfilmabriss kommen, warnt der Automobilclub. Auch hier wäre ein Motorschaden die unweigerliche Folge. Einbereichsöle für klassische Automobile sind in jedem Fall die bessere Wahl.

Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, zieht also Wasser an. Das kann in der kalten und feuchten Jahreszeit bei längerer Standzeit durchaus den Wasseranteil in der Bremsflüssigkeit beträchtlich erhöhen. Wer für die Überprüfung nicht extra in eine Werkstatt fahren will, findet im Internet für rund zehn Euro eine eigene Prüfspindel. Ist während der Wintermonate Bremsflüssigkeit verloren gegangen, ist eine Undichtigkeit wahrscheinlich. Eine penible Kontrolle des gesamten Bremssystems einschließlich aller Leitungen ist dann dringend erforderlich. Zudem ist mindestens eine Sichtkontrolle von Bremssätteln, Reibflächen und Belägen zum Saisonstart ratsam.

Weitere Prüfpunkte sind das Kühlwasser und – sofern vorhanden – die Hydraulikflüssigkeit für die angeraten Servolenkung. Neben dem Füllstand ist auch hier auf eventuelle Leckagen zu achten. Bei den meisten älteren Fahrzeugen mit dezentraler Schmierung müssen die Schmiernippeln, etwa an Antriebswelle, Gelenken oder Lagern mit Fett versorgt werden. Dabei sind unbedingt die Schmierpläne des Herstellers zu beachten. Auch Schlösser und Scharniere sowie die Laufschienen von Schiebedächern freuen sich über etwas Öl oder Fett.

Die Prüfung des Motors sollte zumindest einen Check der Zündkerzen umfassen. Verrußte Kontakte lassen sich vorsichtig mit einer feinen Drahtbürste reinigen, während Fühllehren bei der Überprüfung des Diodenabstands helfen. Ein Blick sollte ebenso den Kabeln gelten. Ein wichtiger Punkt ist außerdem die Beleuchtung. Ist die Elektrik in Ordnung? Gibt es Schäden am Glas oder an der Halterung des Scheinwerfers? Und funktionieren Lüftung und Heizung noch ordentlich?

Kontrolle der Reifen

Die Reifenkontrolle ist einer der wichtigsten Punkte. Hat das Fahrzeug zu lange mit zu niedrigem Luftdruck im Winterquartier gestanden, dann kann es einen „Standplatten“ geben. Ob ein Austausch ansteht ist, klärt sich bei einer Probefahrt, für die zunächst der Reifenluftdruck auf den Maximalwert gebracht werden sollte. Bleibt auch nach einigen Kilometern das holprige Fahrgefühl erhalten, sind neue Reifen fällig. Daneben gilt es das Reifenprofil auf Beschädigungen zu kontrollieren. Hingegen sorgen die durchweg geringen Fahrleistungen klassischer Fahrzeuge dafür, dass Reifenverschleiß kaum ein Thema ist. Das deutlich größere Problem ist der unvermeidliche Alterungsprozess des Gummis. Wenn der Reifen aushärtet, büßt er an Haftkraft ein, was speziell bei feuchter Fahrbahn zu einem spürbaren Verlust an Seitenführung und zu erheblich längeren Bremswegen führt. Alle sieben bis spätestens zehn Jahre ist deshalb rundum eine neue Bereifung fällig, auch wenn das Profil noch gut aussieht.

Historische Fahrzeuge sind oft mit heute nicht mehr gängigen Reifensorten, wie etwa Diagonalreifen oder mit nicht mehr gängigen Reifengrößen ausgerüstet. Der Reifenkauf kann daher zur Herausforderung werden. Es gibt jedoch Hersteller, die Sonderserien mit neuer Konstruktion, aber klassischer Optik in entsprechenden Größen auflegen. Deren Verfügbarkeit ist aber nicht durchgehend gegeben, weshalb es gilt, frühzeitig die Ersatzbeschaffung der benötigten Reifen anzugehen.

Ist der Klassiker mit Weißwandreifen ausgestattet, helfen bei der Reinigung nicht zu grobe Topfreinigungskissen, Neutralseife oder eine Reinigungsmilch fürs Baden. Hartnäckigem Schmutz lässt sich vorsichtig mit nassem Schleifpapier in 180er-Körnung zu Leibe rücken.

Sind alle Arbeiten erledigt, folgt erst noch einmal eine Probefahrt. Die hilft nicht nur eventuell versteckte Mängel zu entdecken, sondern auch, sich langsam wieder an die Fahreigenschaften des automobilen Klassikers zu gewöhnen. Wichtiger Punkt: Den Geradeauslauf testen. Läuft das Auto aus der Spur und erfordert permanente Lenkkorrekturen, sollte ein Fachmann das Fahrwerk überprüfen. Das gilt ebenso bei verzögerten Reaktionen auf Lenkbewegungen. Bremst das Fahrzeug ungleichmäßig und zieht aus der Spur, sind Arbeiten an den Bremsen fällig. Dabei auch die Handbremse nicht vergessen, denn durch Temperaturschwankungen während der Standzeiten können sich die Bremszüge längen. Das Nachstellen des Hebelwegs oder der Austausch des Zugs schafft zumeist rasch Abhilfe. (aum)


Veröffentlicht am 09.03.2024

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