2022-06-20 09:46:00 Automobile

VDA: Es geht jetzt um die Zukunft des Industriestandort Europa

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Fotos: Autoren-Union Mobilität/VDA

Der Ton wird dringlicher und fordernder, wenn der der Verband der Automobilindustrie (VDA) heute seine Erwartungen für dieses Jahr beziffert. Für den deutschen Markt reduziert der Verband seine Prognose von plus fünf auf nur noch plus drei Prozent (2,7 Mio. Pkw). Für den Weltmarkt soll das Volumen bei 70,2 Mio. Einheiten (minus 1 Prozent) liegen, 13 Prozent tiefer als vor Corona (2019) und 17 Prozent unter dem Rekordjahr 2017. VDA-Präsidentin Hildegard Müller: „Es geht jetzt um die Zukunft des Industriestandort Europa.“

Deutschlands Abhängigkeiten zeigen sich – so Müller in dem VDA-Statement zur Prognose des Automobil-Marktes 2022 – nicht nur bei Öl und Gas. „Deutschland und Europa brauchen eine aktive Rohstoffaußenpolitik und mehr Energiepartnerschaften.“ Aktuell passiere in puncto Energie- und Rohstoffpartnerschaften noch deutlich zu wenig, andere Staaten sind weiter. Müller weiter: „Unvollendete Handels- und Investitionsabkommen – TTIP, CETA, Mercosur – dürfen und können wir uns nicht länger erlauben, wenn wir international wettbewerbsfähig bleiben wollen.“

Außer einer mutigen Handelspolitik fordert die VDA-Präsidentin eine ambitionierte Standortpolitik mit einer Senkung der Energiekosten, einem international wettbewerbsfähiges Steuer- und Abgabensystem, weniger Bürokratie, schnelleren und effektiveren Planungs- und Genehmigungsprozesse sowie mehr Tempo bei der Digitalisierung, beim Ausbau der Infrastruktur und der Erneuerbaren Energien.

Der Verband sieht die Rahmenbedingungen für die Automobilindustrie seit Jahresanfand deutlich eingetrübt durch schwierige Verfügbarkeit von Vorprodukten und Rohstoffen, insbesondere bei Halbleitern. Darüber hinaus verschlechtern die steigenden Preise und die Zinswende in den USA und in Europa die Finanzierungskonditionen für die Verbraucher. In Europa hat der russische Angriffskrieg in der Ukraine für zusätzliche Knappheiten entlang der Wertschöpfungsketten gesorgt. Und in China brachten Corona-Lockdowns den Markt in einigen Regionen zum Stillstand. Von der Teilschließung des Hafens in Shanghai sind auch internationale Lieferketten betroffen.

In China kommt es aktuell aufgrund von Lockdown-Maßnahmen zu starken Beeinträchtigungen. Der VDA geht für das Gesamtjahr von einem Rückgang von zwei Prozent auf 20,7 Mio. Pkw aus. Bislang hatte der Verband einen Zuwachs von zwei Prozent erwartet.

Für die Vereinigten Staaten wird erwartet, dass die Light Vehicle-Verkäufe in diesem Jahr um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr sinken und ein Marktvolumen von 14,7 Mio. Light Vehicle erreicht wird. Bisher lagen die Prognosen bei einem Plus von zwei Prozent.

In Europa (EU27, EFTA, UK) erwarten der VDA angesichts der Lieferschwierigkeiten für das laufende Jahr eine Stagnation des Marktes bei 11,8 Mio. Pkw (±0 Prozent). Bislang war mit einem Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr gerechnet worden.

Für den deutschen Markt reduziert der VDA seine Prognose von plus fünf Prozent auf plus drei Prozent (2,7 Mio. Pkw). Die Auftragslage nennt der Verband „weiter sehr gut“- Der Auftragsbestand in Deutschland befinde sich gar auf einem Allzeithoch. Jedoch halten die angebotsseitigen Schwierigkeiten offenbar weiter an: Laut „ifo Institut“ berichteten 89,5 Prozent der Unternehmen in der Automobilindustrie im Mai von Knappheiten bei Vorprodukten.

Für den Weltmarkt erwartet der deutsche Verband für 2022 ein Volumen von 70,2 Mio. Einheiten (-1 Prozent). Bislang wurde noch ein leichtes Wachstum von einem Prozent erwartet. Das Marktvolumen des Vor-Corona-Jahres 2019 wird mit den neuen Werten um 13 Prozent unterschritten, das Volumen des Rekordjahres 2017 sogar um 17 Prozent. (aum)

Veröffentlicht am 20.06.2022

UnternehmenVDAPrognose2022reduziert


 
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