2022-05-29 09:56:00 Automobile

Im Bücherregal: 80er sind nicht gleich 80er

Carzoom.de
Fotos: Autoren-Union Mobilität/Motorbuch-Verlag

Ging es bei „Jungs, Euer 50er“ und dem Untertitel „Mofa, Mockicks und Kleinkrafträder der 70er“ noch mit rechten Dingen zu, führt der Band „Jungs, Eure 80er“ zunächst in die Irre. Denn im zweiten Fall ist nicht der Hubraum, sondern das Jahrzehnt gemeint. Erst im ähnlich lautenden Untertitel „Mofas, Mockicks und Leichtkrafträder der 80er“ wird das deutlich. Da hätte der Erstling eigentlich „Jungs, Eure 70er“ heißen müssen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wer in dem zweiten Band nur die tollen (und teuren) Leichtkrafträder mit ihren 80 Kubik und maximal 80 km/h erwartet, wird enttäuscht. Hier füllt auch eine Flut von Mofas und Mockicks (Jungs, Eure 50er) die Seiten. Vorneweg sind natürlich die großen deutschen Drei an der Reihe: Hercules, Kreidler und Zündapp. Ende der 1970er-Jahre konnte die Jugend die im Laufe der Jahre immer höher gestiegenen Versicherungsprämien für die 50-Kubik-Kleinkrafträder nicht mehr bezahlen. Flugs schuf der Gesetzgeber die neue Klasse der Leichtkrafträder mit limitierter Höchstgeschwindigkeit, die 1981 an den Start gingen und der heimischen Zweiradindustrie das Überleben sichern sollten.

Doch die Entwicklung wiederholte sich: Viele Unfälle ließen erneut die Tarife bei den Versicherungen in die Höhe schnellen, und natürlich konterten auch hier wieder die Japaner erfolgreich mit deutlich günstigeren Verkaufspreisen und meist auch wesentlich schöneren Maschinen. Die vermeintliche Rettung der großen deutschen Hersteller motorisierter Zweiräder erwies sich am Ende als ihr letztes Aufbäumen. Als dann ab 1986 die Mockicks plötzlich statt 40 km/h zehn Stundenkilometer schneller fahren durften, war das der Anfang vom Ende der im doppelten Sinne des Wortes wilden 80er. Allein Honda hatte da schon in Deutschland mehr als doppelt so viele 80er verkauft als alle deutschen Hersteller zusammen, weiß der Autor zu berichten. Wurden 1982 auf dem Höhepunkt der Welle über 122.000 Leichtkrafträder zugelassen, waren es vier Jahre später nur noch etwas über 17.000 Stück.

Interessant ist das Buch trotz des verwirrenden Titels vor allem deshalb, weil Frank Rönicke kaum eine Marke vergisst: Wem sagen heute Rixe, Real oder Tornax noch etwas, oder wer weiß noch, dass unter dem Namen der heutigen Edelschmiede Horex einst günstige Leichtkrafträder gebaut und sogar ein Marken-Cup ins Leben gerufen wurden? Und auch der Blick zu Simson in den damals sehr nahen Osten fehlt nicht. Knapp die Hälfte der Seiten widmen sich dann den anderen europäischen Marken und natürlich den Big Four aus Japan.

Wie schon der Vorgänger ist auch „Jungs, Eure 80er“ vor allem ein Buch für Nostalgiker – und das Gros der heutigen Motorradfahrer, die damals ihre Zweirad-„Karriere“ begannen. Sie bilden mit ihren 50 bis 60 Jahren aktuell die größte Kundengruppe auf dem Markt.

„Jungs, Eure 80er“ von Frank Rönicke ist im Motorbuch-Verlag Stuttgart erschienen. Das Buch hat 96 Seiten mit über 160 Abbildungen und kostet 12,95 Euro. (Jens Riedel, cen)

Veröffentlicht am 29.05.2022

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