Praxistest Hobby Optima Ontour Edition V65GE: Kampfansage
Formal fügt sich der 6,80 Meter lange Teilintegrierte unauffällig gefällig in die Flut der Mobile ein, die auf den heiß umkämpften und immer größer werdenden Markt drängen. Seine Werte liegen im Inneren und dort vor allem in der Ausstattung. Denn der Optima Ontour ist serienmäßig mit üblicherweise teuren Extras bestückt; Leichtmetallräder, TV-Satellitenanlage, Navigationssystem, Rückfahrkamera und eine Markise gehören dazu. Rund 5000 Euro kämen zusammen, sollte all das als Wunschausstattung geordert werden. So aber überrascht das Hobby-Mobil mit einem Preis, der durchaus als Kampfansage an die Branche gewertet werden kann. Mit zwei Betten an Bord und auf das Chassis des Citroen Jumper gesetzt, kostet der Camper schlanke 50 600 Euro.
Ausprobiert haben wir die Version V65GE, die zwei Längsbetten über der üppigen Heck-Garage hat. Die gleich teure Variante V65GQ hat dagegen ein Doppelquerbett hinten, der Raumgewinn wird für einen hochgesetzten Kleiderschrank investiert, außerdem macht in Wagenmitte eine Sitzbank auf der rechten Seite die Dinette zur Sitzgruppe. Die Längsbettversion hat eine im Unterbau der Betten versteckte Garderobe, das erweist sich als durchaus alltagstauglich, bietet aber nicht den Komfort einer Kleiderstange, die auf Augenhöhe montiert ist. Sonst entspricht der Grundriss dem Standard in dieser Klasse. Beide Sitze im Fahrerhaus lassen sich um 180 Grad drehen und in die Sitzgruppe integrieren. Die Piloten-Sessel sind auch die besten Plätze, wenn die TV-Session beginnt, der 22-Zoll-Flachbildschirm ist an der Wand zum Waschraum installiert, die Satellitenschüssel seines Empfangsteils richtet sich automatisch aus. Die Fenster im Fahrerhaus lassen sich nachts mit Remi-Kassettenrollos verdunkeln. Die Polster der Sitzgruppe sind bequem und angenehm straff, die Bezüge erweisen sich als pflegeleicht.
Standard-Equipment findet sich auch in der Küche. Wie immer muss der Koch zu kleinen Töpfen und Pfannen greifen, will er alle drei Flammen des Gasherds nutzen, denn es geht eng auf den Kochflächen zu. Dafür lässt sich die Arbeitsfläche der Pantry mit einer Verlängerung erweitern. Beim Anrichten ist auch die Vergrößerung des an der Wand verschiebbar befestigten Tischs hilfreich, seine untere Platte kann hierfür verschoben werden. 140 Liter passen in den Kühlschrank, die Edelstahlspüle wird ebenso wie der Gaskocher während der Fahrt von einer Glasplatte abgedeckt, die jedoch auf schlechten Straßen nicht klapperfrei ist. Unpraktisch ist die rollengelagerte und einteilige Schublade, die sich über die gesamte Breite der Küche streckt. Weil aber der Durchgang nur 47 Zentimeter misst, muss man beiseitetreten, um sie vollständig ausziehen zu können. Eine zweigeteilte Rollschublade wäre die Lösung, aber irgendwo muss der günstige Preis ja herkommen. Ohnehin herrscht im Mittelgang Gedränge, wenn es zwischen Waschraum, Bett und Fahrerhaus zu Gegenverkehr kommt. Selbst wenn Hungerhaken auf die Reise gehen, hier kommen sie nicht aneinander vorbei. Stauraum bietet die Küche reichlich, wie so oft fehlt nur ein Fach, in dem Flaschen stehend transportiert werden können. Essig- und Öl-Gebinde sollten einen zuverlässigen Verschluss haben.
Der Waschraum kann mit stabilen Klappwänden aus Plexiglas zum Duschen vorbereitet werden, die Bewegungsfreiheit geht in hier Ordnung, und die Wasserpumpe fördert einen druckvollen Strahl aus der Brause. Ein Wandschrank mit sinnvoller Aufteilung und eine drehbare Kassettentoilette komplettieren die Einrichtung des Hygieneabteils.
Die Betten sind weit nach oben gerückt, schließlich soll in der Garage unter ihnen Platz für Fahrräder und andere Ausrüstung geschaffen werden. Der Weg ins Bett fällt dank einer zweistufigen Treppe dennoch leicht. Allerdings ist der Raum zwischen Matratze und den umlaufenden Dachstaukästen für große Camper eher knapp bemessen. Wer nachts aus dem Schlaf hochschreckt, macht eine leidvolle Erfahrung bei der Berührung mit der hölzernen Unterkante. Eine 230-Volt-Steckdose fehlt im Schlafbereich leider, vernünftige Ablagen ebenso. Um Brille oder Medizin zu verstauen, muss auf die Dachstaukästen mit ihren Klappen zurückgegriffen geöffnet werden. Bei der Seitenwahl ist ebenfalls die Größe entscheidend. Das linke Bett bietet Maße von 1,95 mal 0,8 Meter, das rechte ist neun Zentimeter kürzer.
Die Heckgarage ist überaus geräumig, schön, dass sie von beiden Seiten über Klappen zugängig ist. Die Teleskopkurbel zum Ausfahren der serienmäßigen und 3,50 Meter breiten Markise hängt ordentlich in Klemmhaken an der inneren Garagenwand. Viel Komfort bringt der nebendran eingebaute Rollenauszug für zwei Elf-Kilogramm-Gasflaschen. Selbst die hintere Flasche kann leicht getauscht werden, sie versorgen bei Bedarf außer dem Kühlschrank die Truma-Heizung-Combi 6, die auch heißes Wasser bereitet. Bis auf einen Defekt des elektrischen Antriebs der Trittstufe am Einstieg gab es keine Ausfälle, die Verarbeitung des Optima ist tadellos.
Kritik gibt es jedoch bei der Entsorgung des Abwassers. Der Deckel vor dem Abflussrohr des beheizten Tanks ist mit einem Bajonettverschluss befestigt. Er lässt sich zwar leicht entriegeln und entfernen, baumelt dann aber, gehalten von einem Sicherungsbändsel aus Kunststoff, direkt unter dem Ablaufstutzen. Wer nun dessen Ventil öffnet, wird Zeuge einer unkontrollierten Verunreinigung des Deckels mit Spül-, Dusch- und Waschwasser. Anschließend muss er wieder auf den Stutzen geschraubt werden. Hobby stattet den Optima Ontour zwar mit einem Abwasserschlauch aus, der an den Abwasserauslass angeflanscht werden kann, aber warum einen Schlauch benutzen (der ebenfalls wieder gereinigt werden muss), wenn es an den meisten Stationen Bodeneinlässe zur Entsorgung gibt?
Wirklich falsch gemacht hat Hobby beim Optima Ontour Edition jedoch nichts. Die Einrichtung ist ebenso alltagstauglich wie komfortabel. Und die Strategie der Komplettausstattung geht auf. Für den Kaufpreis des Teilintegrierten bekommt der Kunde anderswo gerade mal eine mickrige Grundausstattung. Außerdem zeigt sich das Basisfahrzeug von Citroen von seiner besten Seite. Der Zwei-Liter-Diesel arbeitet leise und durchzugsstark, er entspricht den schärfsten Abgasgesetzen und arbeitet mit SCR-Technik sowie Adblue-Einspritzung. Seine Leistung von 130 PS (96 kW) genügen für flottes Vorankommen, der Verbrauch ist mit durchschnittlich 9,8 Litern angemessen. Und was manchmal im Innenraum als hinderlich empfunden werden mag, ist unterwegs eine Wohltat. Mit 2,16 Meter Breite kommt der Hobby auch dann weiter, wenn es anderen Mobilen zu eng wird. (ampnet/mk)
Daten Hobby Optima Ontour Edition V65GE
Basisfahrzeug: Citroen Jumper 130
Motor: 2,0-Liter, 4 Zyl., Turbodiesel
Leistung: 96 kW / 130 PS
Verbrauch: 9,8 Liter/100 km
Länge: 6,78 Meter
Breite: 2,16 Meter
Höhe: 2,90 Meter
Stehhöhe: 1,98 Meter
Radstand: 3,8 Meter
Leergewicht: 2910 kg
Gesamtmasse: 3500 kg
Zuladung: 590 kg
Schlaf-/Sitzplätze: 4/2
Frisch-/Abwasser: 100/96 Liter
Preis: 50 600 Euro
Veröffentlicht am 30.05.2019
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